Was bedeutet Matter im Smart Home? Einfach erklärt.

Stell dir eine Welt vor, in der du einfach ein beliebiges Smart Home Produkt kaufen kannst und dir einfach keine Gedanken mehr machen musst, ob es bei dir Zuhause funktioniert oder nicht. Diese heile Welt ist da und sie heißt “Matter”. In diesem Artikel zeigen wir dir alles, was du zu Matter wissen musst.

Matter im Smart Home einfach erklärt

Wie kam es zu Matter?

In ein paar Jahren werden wir uns fragen, wie wir in so einer wahnsinnigen Welt leben konnten. Wir brauchten Kompatibilitätslisten, um festzustellen, ob sich ein blöder Heizkörperthermostat mit Siri versteht – oder ob sich die beiden einfach ignorieren. Wenn eine Person ein iPhone hatte und die andere ein Android-Smartphone, dann konntet ihr Schnick-Schnack-Schnuck darum machen, wer künftig die smarte Beleuchtung steuern kann – und wer im Dunkeln aufs Klo musste, wenn der andere unterwegs war. In dieser Welt wollte niemand mehr leben…

Und deshalb kam die Matter-Revolution. Rund 280 Unternehmen haben die Mistgabel aus ihrem Schuppen geholt und wollten sich das nicht mehr bieten lassen. Heute reicht ein Matter-Logo aus und du weißt: Es wird einfach funktionieren. Danke, ihr kleinen Mistgabel-Kämpfer!

So oder so ähnlich hat es sich zugetragen und der Prozess ist ehrlich gesagt auch noch im Gange. Denn Matter 1.0 wurde gerade erst veröffentlicht. Apple hat Matter bereits mit iOS 16.1 in ihre Geräte integriert und einige Geräte wurden bereits für Matter zertifiziert. Aber was macht Matter denn jetzt anders, was die anderen System bisher vergeigt haben? 

Der neue Ansatz von Matter

Dafür muss man zunächst einmal verstehen, dass Matter selbst gar kein Funkstandard ist. Es ist eher so eine Art Dolmetscher zwischen den Systemen der verschiedenen Hersteller. Es kann mit Apples HomeKit ebenso sprechen wie mit Amazons Alexa. Es ist also die unabhängige Schweiz im Smart Home. Sagst du also Alexa, dass sie das Licht einschalten soll, dann kannst du es anschließend über Apples Home App oder Siri wieder ausschalten. Dabei gewinnt immer das letzte Kommando. Langsam sein lohnt sich in diesem Fall.

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Matter setzt auf WLAN, Bluetooth und Thread

Und da Matter selbst kein Funkstandard ist, nutzt es andere etablierte Funkstandards als Grundlage. Es kann deine Geräte über Bluetooth, WLAN und Thread bedienen. Es ist also egal, ob dein Fensterkontakt Bluetooth oder Thread hat – Matter kann beides.

Und das ist gut, denn alle drei Funkstandards haben ihre Vor- und Nachteile:

  • WLAN ist schnell, hat eine hohe Reichweite, verbraucht aber viel Strom.
  • Bluetooth steckt heute in jedem Gerät, ist energiesparend, funkt dafür aber nicht so weit.
  • Thread ist in Smartphones nicht verbaut und braucht einen sogenannten Border-Router. Dafür baut es ein energiesparendes Netzwerk auf, das über weite Distanzen funken kann.

Hohe Standards an Datenschutz und Sicherheit

Und Matter hat noch ein paar weitere tolle Geschenke im Gepäck:

  • Es funktioniert ohne Internetverbindung,
  • der Datenschutz ist auf einem sehr hohen Standard und
  • die Verbindung zwischen den Geräten läuft verschlüsselt ab.

Außerdem werden die Geräte in einem Labor geprüft und erhalten erst die Matter-Zertifizierung, wenn sie alle Anforderungen erfüllen. Du kannst dir dann also auch bei der billigsten Lampe sicher sein, dass sie die hohen Standards an Datenschutz und Sicherheit erfüllt. Ist das nicht toll?

So, und wo sind jetzt die Leute, die den ganzen Tag mürrisch vor sich hin blubbern, dass früher alles besser war. Matter hat euch gerade gnadenlos zerlegt!

Matter 1.0 kann noch nicht so viel…

Ok, wobei die Mistgabel eigentlich erst vorsichtig in den Hintern gepiekt hat. Denn in der ersten Version, die gerade erschienen ist, unterstützt Matter erst einige Geräte-Kategorien. Dazu gehören…

  • Lampen
  • Lichtschalter
  • Steckdosen
  • Türschlösser
  • Jalousien
  • Thermostate
  • Sensoren
  • Fernseher und Streaming Sticks
  • Smart Home Bridges

Wenn du also einen Saugroboter nutzt und voll auf Matter setzen möchtest, dann wirst du wohl künftig erstmal wieder den Besen schwingen müssen. Denn Saugroboter sind z. B. noch nicht mit an Board. Gleiches gilt für Überwachungskameras. 

Aber das Schöne ist ja, dass man das Thema einfach aussitzen kann. Hast du also heute diese Geräte im Einsatz, wird nichts schlechter. Du nutzt sie wie gewohnt und wenn du Glück hast, dann erbarmt sich der Hersteller deines Saugroboters oder deiner Sicherheitskamera irgendwann Matter zu unterstützen.

Was passiert dann jetzt mit HomeKit?

Aber noch mal ein anderes Thema, weil ich es häufig von euch gefragt werde: Wird Matter dann HomeKit ersetzen und wenn, wie ist das dann mit der Sicherheit und dem Datenschutz, die HomeKit doch eigentlich ausmacht? – und weshalb wir Siri im Alltag ertragen und sie nicht schon lange aus unseren vier Wänden verwiesen haben…

Und das ist eine gute Frage, auf die es leider keine eindeutige Antwort gibt. Denn die Antwort ist “Ja” und “Nein”.

HomeKit bleibt aus technischer Sicht

Im Vergleich zu uns, haben andere da eine klare Meinung und sagen, dass HomeKit bleiben wird und muss. Aber das ist aus unserer Sicht nur die halbe Wahrheit. Denn das stimmt nur aus technischer Sicht.

HomeKit ist die Grundlage für die Bedienung im Apple Smart Home Ökosystem. Und das wird so bleiben. Denn über HomeKit regelt Apple z. B. Automationen und Siri kann deine Geräte steuern. Matter ist nur der Dolmetscher oder Diplomat zwischen HomeKit und Smart-Home-Systemen anderer Hersteller. Du steuerst also weiterhin deine Geräte über HomeKit. Während z. B. ein Eve Thermo bisher nur von Apple-Geräten genutzt werden konnte, kannst du diesen künftig nach dem Matter-Update auch über dein Android-Smartphone bedienen. Es stimmt also, dass HomeKit neben Matter weiter existieren wird.

Aber warum wird HomeKit dennoch für uns verschwinden?

HomeKit verschwindet aus der Kommunikation

Weil es dich wahrscheinlich dann genau so viel im Alltag interessieren wird, wie die Frage, mit welchen Standards dein iPhone-Modem eine Internetverbindung herstellt. Und das interessiert dich wahrscheinlich nicht nur wenig, sondern eigentlich sogar gar nicht.

Für uns wird das Wort “HomeKit” schrittweise wohl aus dem Sprachgebrauch verschwinden. Spätestens, wenn du nur noch nach einem Matter-Logo Ausschau hältst und weißt, dass dann schon alles funktionieren wird. Du wirst die Produkte dann nur noch anhand der Qualität, Funktionen und des Preises auswählen. Und diese Meinung teilen wohl nicht nur wir, denn bei Apple heißt die Smart-Home-Kategorie nicht mehr “HomeKit”, sondern “Smart Home Zubehör”. Es juckt einfach niemanden mehr und davon ist Apple wohl ebenfalls überzeugt… 

Du wirst dich in Zukunft also nur noch fragen, was du neben den zentralen Matter-Grundfunktionen noch tolerieren willst.

Denn die Hersteller können auch weiterhin ihr eigenes Süppchen kochen und eigene Funktionen entwickeln – z. B. eine Sprachsteuerung:

  • Siri wird also weiterhin die Datenschutzflagge hoch halten, dafür aber bei jeder zweiten Frage nur dumm aus der Wäsche gucken.
  • Mit Matter kannst du dich dann aber auch z. B. für einen Echo-Lautsprecher mit Alexa entscheiden, damit du dir bei einer künstlichen Intelligenz nicht nur das Wort “künstlich”, sondern auch “Intelligenz” dazu kaufst. Dafür wirst du halt aber auch ertragen müssen, dass Jeff Bezos Teil deiner Familie ist und er wahrscheinlich mehr über dich weiß, als du selbst. Dieses futuristische Familienkonzept ist uns persönlich aber ehrlich gesagt nichts…

Was bedeutet das nun für dich?

So, aber was heißt das nun konkret für deine bestehenden Smart-Home-Geräte und die Geräte, die du dir künftig noch anschaffen wirst.

Bestehende Smart Home Geräte

Zunächst einmal gilt für deine bestehenden Geräte, dass Matter per Software-Update unkompliziert nachgerüstet werden kann. Wenn du also ein Smart Home Gerät mit Bluetooth, WLAN oder Thread nutzt und der Hersteller Teil der 280 Unternehmen ist, die mit der Mistgabel Matter durchgedrückt haben, dann kannst du dich wohl freuen. Denn viele dieser Unternehmen haben bereits angekündigt, Matter unterstützen zu wollen. Das gilt z. B. für die neueste Eve Thermo Generation oder das Lichtsystem von Philips Hue. Die Geräte sind mittlerweile auch bereits für Matter zertifiziert.

Neue Smart Home Geräte

Wenn du hingegen ein neues Produkt kaufen möchtest, dann solltest du ähnlich vorgehen. Aktuell musst du dich noch informieren, ob

  • das Gerät Bluetooth, WLAN oder Thread unterstützt und
  • der Hersteller ein Matter-Update plant.
Produkte mit angekündigtem Matter-Update
Es ist nicht so einfach den Überblick bei Matter zu behalten. Deshalb haben wir dir eine Liste mit Produkten erstellt, für die ein Matter-Update offiziell angekündigt ist.
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Künftig wirst du nur noch darauf achten müssen, ob ein Matter-Logo auf der Produktverpackung aufgeklebt ist. Das war es. Das Matter-Logo wird künftig deine Eintrittskarte in eine Welt ohne Stolpersteine sein. Ein Matter-Gerät bringt nämlich einfach einen QR-Code mit, den du abscannst und schon geht die wilde Smart-Home-Wahnsinnsfahrt los.

Aktuell ist es aufgrund der Umbruchphase noch etwas kompliziert. Das wird sich meiner Meinung nach aber in Zukunft ändern, wenn überall das Matter-Logo aufgedruckt ist – und Geräte, die das Logo nicht haben, aus gutem Grund nicht mehr gekauft werden… schämt euch!

Matter 2.0: Diese Geräte werden im nächsten Schritt unterstützt

  • Sicherheitskameras
  • Saugroboter
  • Küchengeräte (Backöfen, Kühlschränke, etc.)
  • WLAN-Router und Access Points
  • Geräte zum Energiemanagement (z. B. für Zentralheizungen)
  • Garagentore
  • Umgebungssensoren (z. B. Luftqualitätsmesser)
  • Rauch- und Kohlenmonoxidmelder
  • Bewegungsmelder

Fazit und Zukunft Matter

Wir gehen davon aus, dass Matter gute Chancen hat, diesen Umbruch hinzubekommen. Im Vergleich zu vorigen Revolutionsversuchen sind dieses Mal alle namhaften Hersteller an Bord mit insgesamt 280 Unterstützern. Da fehlt kaum ein Unternehmen. Und es sollen rund 2.000 Entwickler weltweit daran arbeiten, Matter schrittweise besser zu machen. Und wir vermuten, dass die Jungs und Mädels bezahlt werden und es nicht nur ein großes Hobbyprojekt ist. Von daher ist dieses Mal alles anders und der Ansatz ist neu.

Matter sorgt dafür, dass bestehende und etablierte System verbunden werden und herstellerübergreifend funktionieren. Mit dem Update auf Matter werden Millionen Geräte gleichzeitig theoretisch matterfähig, wenn sie Bluetooth oder WLAN unterstützen.

Du siehst also, wir sind überzeugt, dass Matter eine valide Chance hat, unser Smart-Home-Leben wirklich etwas lebenswerter zu machen. Vielen Dank fürs Lesen!

Wenn dich das Thema interessiert oder du noch Fragen hast, dann schreibe uns doch sehr gerne in den Kommentaren. Ansonsten kannst du auch gerne mal bei YouTube vorbeischauen.

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